Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel

Ein 32-jähriger Mann ist bei einem Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel festgenommen worden, weil er sich Gift für einen islamistisch motivierten Anschlag beschafft haben soll. Im Einsatz war auch eine Einheit aus Dortmund.

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Festnahme nach Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel

Zumindest bei der Durchsuchung der Wohnung des Iraners in Castrop-Rauxel in der Nacht zum Sonntag wurden aber die entsprechenden Giftstoffe Cyanid und Rizin nicht gefunden. Das hat ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf gesagt. Ob er tatsächlich an Gift gekommen war und das woanders lagert, beantworteten die Ermittler zunächst nicht. Auch wie konkret die möglichen Anschlagspläne waren und was ein mögliches Ziel gewesen wäre, ist noch unklar. Das sei noch Gegenstand der Ermittlungen, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Wegen der biologisch-chemischen Gefahren für die Einsatzkräfte war auch eine in Dortmund mit stationierte Spezialeinheit der Feuerwehr mit 15 Kräften vor Ort..

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Iraner hat einen islamistisch motivierten Anschlag geplant

Aus Sicherheitskreisen hat die Deutsche Presseagentur erfahren, dass vermutet wird, dass er Anhänger einer sunnitischen islamistischen Terrorgruppe ist. Er soll den Anschlag aber nicht im Auftrag von staatlichen iranischen Behörden geplant haben. Das hat auch der Sprecher der Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft bestätigt. Der Terrorismusexperte Peter Neumann hat gesagt: Diese Bedrohung durch islamistischen Terror ist geringer als vor sechs oder sieben Jahren, aber sie existiert immer noch. Das darf man nicht vergessen, sagt er.

Haftbefehle gegen die beiden Verdächtigen

Die Generalstaatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle gegen die beiden. Ihnen wird unter anderem vorgeworfen, dass sie sich die Giftstoffe für einen islamistisch motivierten Anschlag beschaffen und damit «eine unbestimmte Anzahl von Personen» töten wollten. Die Ermittler sehen bei den Brüdern den Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und der Verabredung zu einem Verbrechen, nämlich Mord. Ein Haftrichter des Amtsgerichts Dortmund entscheidet nun, ob die beiden in Untersuchungshaft müssen.

Weitere Ermittlungen nach dem Anti-Terror-Einsatz

Die Behörden müssen jetzt weiterermitteln, und schauen ob die Giftstoffe - Rizin und Cyanid - vielleicht woanders gelagert werden, oder noch gar nicht geliefert wurden. Es gab zumindest einen ganz konkreten Hinweis von einem befreundeten Nachrichtendienst, vermutlich vom US-Amerikanischen FBI, dass der Iraner einen Anschlag plane. Darum haben die Ermittler auch direkt in der Nacht zugeschlagen, und haben den 32-Jährigen Hauptverdächtigen aus dem Iran festgenommen, und seinen Bruder. Außerdem haben sie unter anderem Speichermedien beschlagnahmt. Und die müssen jetzt ausgewertet werden. Waffen seien nicht gefunden worden. Neben der Wohnung des Mannes wurden auch Nebengelasse wie Kellerräume durchsucht.

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Einsatz auch für Spezialeinheit aus Dortmund

Wegen der biologisch-chemischen Gefahren für die Einsatzkräfte waren auch Mitarbeiter vom Robert Koch-Institut als Berater da. Auch Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes und ein Entschärfer-Kommando seien im Einsatz gewesen. Genauso wie auch die Feuerwehr Dortmund. Denn hier in Dortmund ist einer der Standorte der Bundeseinheit "ATF". ATF, das ist die "Analytische Taskforce", die hier in Dortmund - aber auch zum Beispiel in Essen und Köln stationiert sind.

Wenn gefährliche Substanzen freigesetzt werden, dann ist es wichtig, schnell genaue Infos zu bekommen, was für gefährlichen Substanzen das sind. Die Einsatzkräfte mit hochspezialisierter Mess- und Analysetechnik ausgestattet, wie man sie auch in chemischen Laboren findet. Sie sind also Vermittler zwischen der Einsatzleitung und den Gesundheitsbehörden. 15 Einsatzkräfte aus Dortmund waren in der Nacht in Castrop.

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Nancy Faeser: "Gefahr islamistischer Anschläge hierzulande nicht gebannt"

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sieht vor dem Hintergrund des Einsatzes die Gefahr islamistischer Anschläge hierzulande nicht gebannt. Deutschland stehe weiterhin im unmittelbaren Zielspektrum islamistischer Terrororganisationen, sagte sie am Sonntag laut einer Mitteilung ihres Ministeriums. Islamistisch motivierte Einzeltäter seien eine weitere erhebliche Gefahr. «Unsere Sicherheitsbehörden rechnen deshalb jederzeit mit Vorbereitungen für einen Anschlag.» Seit dem Jahr 2000 hätten die Behörden in Deutschland 21 islamistische Anschläge verhindert.

Der Grünen-Innenpolitiker Konstantin von Notz sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: «Noch einmal wird deutlich, dass wir bei allen aktuellen, sehr ernstzunehmenden Bedrohungen aus dem Bereich des militanten, gut vernetzten Rechtsextremismus, keineswegs von islamistischen Täterinnen und Tätern ausgehende Gefahren aus dem Blick verlieren und unterschätzen dürfen.»

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