Aufsichtsrat steht hinter Klinikchef
Veröffentlicht: Donnerstag, 26.09.2019 16:30
Der Aufsichtsrat des Dortmunder Klinikums steht auch nach der Anklage durch die Staatsanwaltschaft Oldenburg hinter Geschäftsführer Rudolf Mintrop. Das hat die Vorsitzende des Aufsichtsrats, Ulrike Matzanke, im Gespräch mit Radio 91.2 erklärt.
Dem Dortmunder Klinikchef wird gemeinsam mit vier weiteren ehemaligen Vorgesetzten des Patientenmörders Nils Högel Totschlag durch Unterlassen in 63 Fällen vorgeworfen. Mintrop war langjähriger Geschäftsführer der Krankenhäuser Oldenburg und Delmenhorst, in denen der ehemalige Krankenpfleger zahlreiche Patienten ermordet hat.
Högel war deshalb im Juni wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Trotz der Anklage gegen Mintrop gebe es derzeit am Dortmunder Klinikum keinen Handlungsbedarf, so Matzanke.
Trotz Verdacht bekam Högel gute Zeugnisse
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hatte Mintrop als ehemaligen Chef von Högel mit angeklagt. Seine Zeit an den fraglichen Krankenhäusern fällt mit der Zeit der Mordserie durch Högel zusammen. Der Krankenpfleger hatte gestanden zwischen 2000 und 2005 unter anderem an zwei Krankenhäusern in Oldenburg und Delmenhorst Patienten zu Tode gespritzt zu haben.
Der heute 42-Jährige ist wahrscheinlich noch für weitere Todesfälle verantwortlich. Diese konnten ihm jedoch nicht mehr nachgewiesen werden. Trotz damals bereits deutlicher Hinweise auf Högels Taten hätten die Vorgesetzten dem Pfleger gute Zeugnisse ausgestellt, als dieser die betroffenen Kliniken verlassen wollte - deshalb jetzt die Anklage gegen Mintrop und weitere vier Verantwortliche.
Die Grünen im Rat der Stadt Dortmund fordern unterdessen eine Sondersitzung des Auftsichtsrates. Eine Anklage wegen Totschlags in 63 Fällen sei eine so schwere Beschuldigung, dass man nicht einfach darüber hinweggehen könne.
Grünen fordern eine Sondersitzung des Aufsichtsrates
Die Dortmunder Grünen fordern im Fall Rudolf Mintrop eine Sondersitzung des Aufsichtsrates für das Dortmunder Klinikum. Eine Anklage wegen Totschlags in 63 Fällen sei eine so schwere Beschuldigung, dass man nicht einfach darüber hinweggehen könne, sagten die Sprecher der Grünen Ratsfraktion, Ingrid Reuter und Ulrich Langhorst. Auch wenn die Anklage noch keine Verurteilung sei, diene eine solche Aufsichtsrats-Sitzung sowohl dem Schutz des Angeklagten als auch der Reputation des Klinikums. Die Aufsichtsratsvorsitzende des Klinikums, Heike Matzanke, hatte sich bereits hinter den Geschäftsführer gestellt.
Radio 91.2 spricht mit Journalist Karsten Krogmann über die Anklage
Karsten Krogmann hat den Fall Högel für die Nordwest-Zeitung mit aufgerollt. Mit ihm hat Radio 91.2-Moderatorin Steffi Strecker über die Hintergründe und Perspektiven gesprochen.