Bundesliga plant Herabsetzung der Altersgrenze

Frankfurt/Main (dpa) - Nuri Sahin könnte schon bald als jüngster Spieler der Bundesliga-Geschichte abgelöst werden. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) plant nach Informationen der «Bild»-Zeitung und der «Welt» die Altersgrenze im Profibereich herabzusetzen.

Berichte «Bild» und «Welt»

Damit könnte das 15 Jahre alte Supertalent Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund womöglich schon bald sein Debüt im Fußball-Oberhaus geben.

Der DFB kann sich vorstellen, dass das Mindestalter für Fußballtalente in der Bundesliga gesenkt wird. «Grundsätzlich halten wir es für zielführend, jungen Spielern möglichst viel Zeit für ihre individuelle Entwicklung zu geben. In Ausnahmefällen kann es durchaus Sinn machen, Top-Talente früher an das höchste Level heranzuführen, das zeigen auch Beispiel aus dem Ausland», sagte Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter der Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund. Insofern halte man eine Öffnung für die 1. und 2. Bundesliga «vertretbar».

Aktuell sieht die Regelung vor, dass Spieler bei ihrem Liga-Debüt das 18. Lebensjahr vollendet haben müssen oder zum jüngeren Jahrgang der U19 zählen. Das war bei Sahin der Fall, der heutige Bremer kam in der Saison 2005/06 im Alter von 16 Jahren und 335 Tagen zum Einsatz. Durch eine Regeländerung könnte die Bundesliga auch ihren Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Ligen ausgleichen.

Moukoko ist am 20. November 2004 geboren und könnte nach der heutigen Regelung frühestens im August 2021 sein Profidebüt geben. Viele Experten trauen ihm bereits jetzt den Sprung zu. In der U19 des BVB erzielte er in 21 Spielen 26 Tore.

BVB-Nachwuchskoordinator Lars Ricken begründete das Vorhaben von Borussia Dortmund, eine Senkung der Altersgrenze im Profi-Fußball voranzutreiben. «Wir haben gegenwärtig einen großen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Ligen und internationalen Wettbewerben, weil wir sehr junge Spieler, die über außergewöhnliches Talent verfügen, in Deutschland nicht im Profiteam einsetzen dürfen», sagte der ehemalige Champions-League-Sieger.

Ricken hofft auf ein positives Votum: «Es gibt gegenwärtig leider mehrere konkrete Beispiele dafür, dass Spieler sich gegen die Bundesliga entschieden haben, weil sie im Ausland schon wesentlich früher im Profiteam eingesetzt werden dürfen», klagte der 43-Jährige. Deshalb sei es für die Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Fußballs notwendig, «eine optimale Ausbildung für verschiedene Entwicklungsverläufe anzubieten. Für jeden Entwicklungstyp, ob Früh- oder Spätentwickler, sollte es einen professionellen Ausbildungsweg geben.»

Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann sieht Pläne zur Herabsetzung der Altersgrenze dagegegen sehr kritisch. Der 32 Jahre alte frühere Nachwuchscoach hat dabei vor allem die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Spieler im Blick. «Spontan gesagt, bin ich davon nicht der allergrößte Freund. Es wird sich viel über mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten von Führungspersönlichkeiten auf Spielerebene beklagt. Wenn ich die Spieler noch früher hoch schiebe, sind sie noch mehr Druck ausgesetzt, werden noch mehr beäugt», sagte Nagelsmann auf einer Pressekonferenz in Leipzig. Nur bei Ausnahmetalenten sehe er kein Problem.