Oberbürgermeisterwahl in Dortmund: Thomas Westphal, SPD

Thomas Westphal ist 53 Jahre alt und kommt aus Lübeck. Er lebt seit 24 Jahren hier in Dortmund. Bei der Kommunalwahl tritt er als Oberbürgermeister-Kandidat der SPD an. Zu seinen Hobbys zählt unter anderem Handball.

Thomas Westphal von der SPD tritt als OB-Kandidat in Dortmund an.
© Privat

Profil: Thomas Westphal, SPD

  • Alter: 53
  • Geburtsort: Lübeck
  • Familienstand: glücklich verheiratet, 2 Töchter
  • Beruf: Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund

Politischer Lebenslauf

  • 1993-95: Juso-Bundesvorsitzender
  • Seit 2018: Stellvertretender Vorsitzender der SPD Dortmund

Welches heiße Eisen fassen Sie als Oberbürgermeister als erstes an?

Bei mir stehen drei Dinge ganz oben auf meiner Liste für die ersten 100 Tage:

  1. Der fliegende Schulhof“, also die Einrichtung der Dortmunder Kinderkommission für eine komplette Reform der offenen Ganztagsschule.
  2. Startsitzung für das Programm „Dortmund muss bezahlbar bleiben“ für mehr Wohnungsbau den sich jeder leisten kann.
  3. Weiterentwicklung der EDG zur „Dortmunder Stadt Leben“. Damit Dortmund sauberer und sicherer wird.

Wie sieht Ihr Verkehrskonzept der Zukunft aus?

Ich will niemanden vorschreiben, ob Bahn, Auto oder Fahrrad genutzt wird. Aber ich will, dass alle die echte Wahl haben. Dazu nehmen wir richtig Geld in die Hand. Für ein geschlossenes und kindersicheres Fahrradnetz, für einen großen Ausbau von H-Bahn und Stadtbahn - und auch für die überfällige Sanierung von Straßen. Wenn das alles steht, dann kriegen wir einen richtig guten Mix für alle hin, wo man auch ohne Nachdenken das Auto bei kurzen Strecken stehen lassen kann.

Baustellenchaos in Dortmund? Wie funktioniert es besser?

Ich werde niemandem versprechen, dass wir weniger Baustellen in Dortmund haben werden. Wir müssen bauen: Wohnungen, Radwege, Straßen, Glasfasernetze, Kitas, Schulen und Wärmenetze. Alle wollen das. Aber niemand findet Baustellen auf seinem Weg toll. Ich verstehe das. Aber ohne „buddeln“ wird es nicht gehen.

Klar ist, dass Planung, Ablauf und auch die Informationen über Baustellen erkennbar besser werden müssen, da gibt es keinen Zweifel. Unser Baudezernent weiß das. Wir werden gemeinsam ein neues Vorgehen dazu entwickeln.

„Servicewüste Stadtverwaltung“. Was muss sich ändern?

Ohne Feuerwehr, Klinikum und Gesundheitsamt hätten wir in Dortmund in den letzten Monaten aber ganz schnell, sehr schlecht ausgesehen. Insofern sind solche pauschalen Urteile wie überall im Leben einfach und schnell gemacht, aber auch ziemlich falsch. Aber klar, die Situation bei den Bürgerdiensten ist niemandem verborgen geblieben. Wir waren hier schon mal viel besser. Der jetzige Ordnungsdezernent und auch schon seine Vorgängerin haben das Thema auf der Agenda gehabt. Jetzt ist mehr Personal an Bord, die Abläufe wurden angepasst und die Terminsoftware ist auch verändert worden. Ich erwarte jetzt eine deutliche und spürbare Verbesserung für die Dortmunderinnen und Dortmunder.

Corona und die Wirtschaft. Wie bewältigen Sie die Krise?

Ich setzte auf die Kraft der Kooperation in unserem Dortmunder Konsens aller Wirtschaftskräfte vor Ort. So haben wir bereits viele Krisen gemeistert. In der Sache brauchen wir eine Doppelstrategie. Wir müssen gleichzeitig den besonders betroffenen Branchen helfen und in neue Zukunftsthemen und Zukunftsstandorte investieren, also im Kern möglichst viele Jobs retten und viele neue Jobs schaffen.

Das Ziel dabei ist, stärker aus der Krise rauszukommen als wir reingegangen sind. Ich schlage vor, dafür ein „Comeback-Programm“ über fünf Jahre aufzulegen. Die gezielte Förderung der Kultur- und Gastroszene z.B. über einen Club- und Eventfonds gehört genauso dazu wie die Investition in weitere Zukunftsorte und der Campus für künstliche Intelligenz.

Kinderarmut, Aufstocker, Besserverdiener: Wie entschärfen Sie das soziale Gefälle?

Wir müssen raus aus dem Reparaturbetrieb und noch stärker auf Prävention setzen! Seit Jahren leisten wir in Dortmund herausragende Arbeit in der Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit, aber wir kämpfen immer wieder mit Krisen, Lohndumping und Armutszuwanderung.

Für mich stehen die Kinder, die in solchen Armutsverhältnissen aufwachsen im Mittelpunkt aller Anstrengungen. Ich werde deshalb die Dortmunder Kinderkommission einrichten, um unsere Bildungs- und Betreuungsarbeit für die Kinder in Dortmund in allen Stadtteilen auf ganz neue Beine zu stellen. Der Schulhof muss „fliegen lernen“, damit wir in den Quartieren alles bieten, was die Kinder für ihre persönliche Entwicklung brauchen.

Wie wollen Sie Dortmund zu einer noch lebenswerteren Stadt machen?

Ich will, dass Dortmund die Großstadt der Nachbarn wird. Also wir verstärken unsere Anziehungskraft als Großstadt durch neue Quartiere und Zukunftsorte wie an der Speicherstraße, an der Rheinischen Straße, der Stahlwerkstraße und an der Nordseite des Bahnhofes. Wir bauen unsere Kultur- und Eventszene aus, schaffen neue Angebote für das Nachtleben. Aber wir stärken gleichzeitig die Nachbarschaft, den Zusammenhalt und die Nähe im Quartier. Deshalb ist für mich die Parkbank, die Eckkneipe, der Gartenverein und die saubere Stadt genauso wichtig wie die High-Tech-Schmiede im Technologiezentrum.

Was machen Sie, wenn Sie nicht Politik machen?

In unserer Familie spielt der Sport eine große Rolle. Wir gehen zusammen zu den Spielen des BVB, im Fußball wie im Handball. Wir sind auch alle noch Mitglied in einem Handballverein und so oft es möglich ist, schaue ich bei den Spielen meiner Töchter zu. Da sehe ich dann auch meine Frau öfter, denn sie sitzt dort auf der Trainerbank. Aber ein Abend auf meiner Terrasse ist auch etwas Wunderbares.  

Thomas Westphal privat

Wir haben die OB-Kandidaten bei einem Hausbesuch vorgestellt. SPD-Oberbürgermeister-Kandidat Thomas Westphal hat uns allerdings nicht in seine eigene vier Wände gelassen. Stattdessen hat er einen anderern Treffpunkt vorgeschlagen. Radio 91.2-Reporterin Helga Kretschmer hat ihn getroffen.

© Radio 91.2

Entweder-oder mit Thomas Westphal

Kostenloser ÖPNV oder Fahrverbot? Mehr Videoüberwachung oder mehr Datenschutz? Weniger Armut oder mehr Tafeln? ... Diese und weitere Entweder-Oder-Fragen beantwortet Thomas Westphal hier.

© Radio 91.2
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