Regen in Dortmund für die Wälder Gold wert

Regen im Sommer: Das Wetter in Dortmund mag für viele grade nicht ideal sein. Aber der Regen hat auch viele gute Seiten. Manche Entwicklungen sind aber überraschend.

Dortmund: Wetter-Rekord im Juli

Der Juli ist dieses Jahr ins Wasser gefallen. Laut der Fachleute von Emschergenossenschaft und Lippeverband war es einer der zehn nassesten Juli-Monate seit 1931. An Emscher und Lippe hat es im vergangenen Monat deutlich mehr geregnet als im Durchschnitt der vergangenen 130 Jahre. In dem Gebiet fielen durchschnittlich 142,4 mm Regen. Zum Vergleich: Im langjährigen Durchschnitt fielen hier für gewöhnlich zirka 83 mm. Die Temperaturen waren dagegen vergleichsweise stabil. Sie lagen im Schnitt bei 19,3°C. Und auch die Sonne schien häufiger als in den letzten Jahren. Sie schaffte es immerhin für insgesamt 231 Sonnenstunden durch die Wolkendecke. 

Regen ist gut für Stadtwälder in Dortmund

Der Regen der letzten Tage und Wochen ist gut - zumindest für die Pflanzen bei uns in Dortmund. Vor allem den jungeren Bäumen hilft der Regen, denn die haben noch keine tiefen Wurzeln. Viele Bäume im Stadtwald wären aktuell vital und würden gut wachsen, das hat der Dortmunder Forstbetrieb auf Nachfrage von Radio 91.2 gesagt. Es gibt bei uns in Dortmund aber auch Bäume, die trotz Regen leiden.

Rombergpark im August (2018)© Stadt Dortmund / Roland Gorecki
Rombergpark im August (2018)
© Stadt Dortmund / Roland Gorecki

Wälder in Dortmund leiden zum Teil immer noch

Den Buchen geht es aktuell nicht so gut. Es waren vier sehr trockene Jahre in Folge, das hat sie gestresst, sagen die Dortmunder Förster. Wie sehr, zeige sich jetzt erst - mit etwas Verzögerung. Viele alte, dicke Buchen werden krank und sterben ab. Daran ändere auch der Regen jetzt nichts. Die Bergahorne sind auch krank - sie leiden unter der sogenannten Rußrindenkrankheit. Sie wird durch einen Pilz verursacht, der schon lange da ist, aber nur gestresste, unter der Trockenheit leidende Bäume schädigen kann. Insgesamt geht es dem Dortmunder Stadtwald aber noch deutlich besser, als vielen anderen Wäldern in NRW, heißt es. Weil wir hier unter anderem viele Laubhölzer haben, und Strukturvielfalt. 

Radio 91.2-Wetterexperte: Nachholbedarf bei den trockenen Böden

© Radio 91.2

Es bestehe ein riesiger Nachholbedarf: Der Regen sei für Natur und damit auch für den Menschen in Dortmund mittel- und langfristig ein Segen, das sagt Radio 91.2-Meteorologe Kai Zorn. "Der Grundwasserspiegel war weg, die Böden waren komplett ausgetrocknet, und jetzt gab es so viel Regen, der auch mal in tiefere Erdschichten sickern konnte.", so Kai Zorn. Dazu kam eine relativ geringe Verdunstung. Hier findet ihr das aktuelle Wetter für Dortmund.

Dürremonitor für NRW

"Der Wasserspeicher im Oberboden ist schon wieder gut gefüllt. Je nach Bodentyp und Baumbestand kommt dann eine Schicht, die noch weiteres Wasser aufnehmen kann. In tieferen Bodenschichten ist die Wasserversorgung ausreichend. Das bedeutet, große Bäume mit einem tief reichenden Wurzelwerk haben noch ausreichend Wasser. Durch den Regen der letzten Tage verbessert sich aber auch die Situation junger Bäume, die noch nicht das Wasser in tieferen Bodenschichten nutzen können."

-Stadt Dortmund auf Nachfrage von Radio 91.2

Wald - "Jeder Tropfen Regen in NRW Gold wert"

Der Regen fällt in den Wäldern auf einen durstigen Boden. «Aus Sicht des Waldes ist jeder Tropfen, den wir bekommen, Gold wert», sagte Michael Blaschke, der Sprecher des Landesbetriebs Wald und Holz in Münster. Es gebe einen großen Nachholbedarf. Besonders für die Entwicklung der jungen Bäume sei der Regen förderlich. «Denn die kommen mit ihren kleinen Wurzeln noch nicht so tief in die Erde», sagte er.

Auf Brachflächen in den Wäldern wurden in den vergangenen Jahren im großen Stil junge Bäume nachgepflanzt oder die Natur sorgte selbst für den Nachwuchs. In Nordrhein-Westfalen ist mehr als ein Viertel der Fläche mit Wald bedeckt. Nach einer wochenlangen Trockenheit bleibt es laut des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in den nächsten Tagen bei wechselhaftem Wetter.

Nasses Wetter lässt Pilze sprießen - Waldsterben schmälert Bestände

Warburg/Monheim (dpa/lnw) - Der nasse Sommer lässt in diesem Jahr bereits reichlich Pilze sprießen - obwohl das Waldsterben Experten zufolge die Pilzgründe zurückgehen lässt. Insbesondere der dramatische Rückgang der Fichtenwälder in Nordrhein-Westfalen seit 2018 aufgrund von Dürre und Borkenkäferbefall habe zu einem enormen Verlust von traditionellen Fundstellen geführt, sagte Jan Preller, Leiter des Waldinformationszentrums Hammerhof bei Warburg der dpa. «Viele Sammler müssen sich da umorientieren», so Preller.

© Radio 91.2
© Radio 91.2

Hintergrund ist dem Förster zufolge die Symbiose, die Pilze und Bäume unter der Erde miteinander eingehen: «Wo keine Fichten mehr stehen, sondern Kahlflächen sind, da wächst auch kein Steinpilz mehr», sagte Preller. Zum Start dieser Saison für Steinpilz, Pfifferling und Co mit ihrer pilzfreundlichen Witterung (Preller: «Regen, Regen, Regen und milde Temperaturen») sei er aber an Orten fündig geworden, wo er sonst nicht so genau gesucht hätte: «Man muss aber wissen, mit welchen Bäumen die gesuchte Pilzart Partnerschaften eingeht», sagte Preller. So sei der begehrte Steinpilz auch unter Buchen anzutreffen.

Auch wenn Artenreichtum und Pilzbestände insgesamt rückläufig seien, beobachte er ein generationsübergreifend steigendes Interesse an Pilzen. Entsprechend wichtig sei es, Respekt und Demut vor dem Lebewesen zu vermitteln: «Die Bedeutung von Pilzen im Ökosystem kann man gar nicht zu hoch einschätzen», betonte der Fachmann. Sie helfen nicht nur bei der Zersetzung und halten damit natürliche Kreisläufe in Gang, sie sind auch Lebensgrundlage für Bäume: «Ohne Pilz kein Wald und ohne Wald kein Pilz.»

Auch Pilzliebhaber Rainer Wald aus Monheim am Rhein sieht im Pilz mehr als eine Leibspeise: «Sie wachsen ja nicht, um unsere Körbe zu füllen», sagte der Pilzsachverständige von der Gesellschaft für Mykologie. Vielmehr seien es kleine Wunder der Natur: «Wo sie wachsen, finden meist auch andere Arten wie besondere Insekten oder Pflanzen Lebensraum», schwärmt er.

Für ihn ist der Start in die Saison Fluch und Segen zugleich: Jetzt kann er sich wieder mit der Kamera auf die Suche nach seltenen Arten und neuen Fundstellen machen. 1500 verschiedene Pilzarten hat er schon fotografiert. «Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Menschen mehr Respekt vor der Natur hätten», sagte er.

«Vor 20 Jahren war ich allein im Wald, heute ist Pilzesammeln sehr beliebt.» Vor allem an gewerblichen Sammlern, die verbotenerweise Pilzgründe plünderten und Steinpilze oder Pfifferlinge schwarz an die Händler und Restaurants im Rheinland verkauften, störe er sich. «Ich habe nichts dagegen, wenn jemand Pilze sammelt, um sie für sich selbst zu zuzubereiten, aber bitte mit Maß und Rücksicht auf die gesamte Natur», sagte der Pilzkenner.

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