Untersuchungsausschuss zur Rahmedetalbrücke: Wüst verteidigt sich gegen Vorwürfe

NRW-Ministerpräsident Wüst verteidigt sich im Untersuchungsausschuss zur Rahmedetalbrücke - trotz früher Warnungen wurde lange nicht gehandelt.

Die abgerissene Rahmedetalbrücke mit allen Einzelteilen ist in Schutt und Asche zu sehen.
© picture alliance/dpa | Markus Klümper

Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid: Warum wurde nicht früher gehandelt?

Seit Ende 2021 ist die Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid komplett gesperrt – wegen akuter Einsturzgefahr. Über Jahrzehnte war sie eine der wichtigsten Verkehrsachsen im Sauerland. Täglich rollten rund 64.000 Fahrzeuge über die A45-Brücke. Inzwischen ist sie gesprengt, der Neubau soll frühestens 2026 fertiggestellt sein. Am 3. Juli 2025 musste sich nun NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst im Untersuchungsausschuss des Landtags verantworten - als damaliger Verkehrsminister.

Wüst verweist auf Prüfberichte – "Note 3" für die Brücke

Wüst gab sich in der Befragung ruhig und sachlich. Er betonte, er habe sich auf die regelmäßigen Prüfberichte verlassen, die alle drei Jahre erstellt wurden. Darin erhielt die Rahmedetalbrücke stets die Zustandsnote drei - kein Grund für akuten Handlungsbedarf, so die damalige Einschätzung. Aus heutiger Sicht, räumte Wüst ein, sei das ein Fehler gewesen.

Kritische Nachfragen aus der Opposition

Im Untersuchungsausschuss prallten wie üblich Regierung und Opposition aufeinander. Die Oppositionsparteien konfrontierten Wüst mehrfach mit der Frage, warum trotz bekannter Mängel keine Sanierungs- oder Ersatzmaßnahmen eingeleitet wurden. Wüst verteidigte sich: Er habe den fachlichen Bewertungen vertraut und keine konkreten Hinweise auf die Dringlichkeit erhalten.

Brisantes Protokoll aus früheren Jahren

Zusätzliche Brisanz bekam die Anhörung durch ein neu aufgetauchtes Protokoll: Zwischen 2010 und 2014 hätten Experten bereits einen schnellen Ersatzbau der Brücke gefordert. Wüst erklärte, dieses Dokument sei ihm nicht bekannt gewesen - in seiner Amtszeit als Verkehrsminister ab 2017 habe es darüber keine Informationen gegeben, auch bei der Amtsübergabe sei das kein Thema gewesen. Verantwortlich sei in dieser Zeit sein Vorgänger, SPD-Politiker Michael Groschek, gewesen.

Autoren: Leo Arrighy, David Müller

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