Wie der Wiedereinstieg nach langer Unterbrechung gelingt

Eine Frau steht in einem Konferenzraum an einem Whiteboard
© Annette Riedl/dpa/dpa-tmn

Stille Reserve am Arbeitsmarkt

Nürnberg/Ludwigshafen (dpa/tmn) - Wer längere Zeit, teils mehrere Jahre, beruflich nicht aktiv war, ist mit Blick auf eine mögliche Rückkehr in die Arbeitswelt oft unsicher. Bin ich den Anforderungen im Job noch gewachsen? Reicht mein Fachwissen noch aus? Wie sich das Projekt Wiedereinstieg angehen lässt: Antworten auf wichtige Fragen. 

Warum kann ein Wiedereinstieg sinnvoll sein?

Zum einen: Eine Rückkehr ins Berufsleben bedeutet in der Regel ein finanzielles Plus für Betroffene. «Berufstätige können zudem über die Arbeit sich und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln», sagt Andre Stephan-Park, Pressesprecher in der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Durch die Arbeit knüpfen Berufstätige soziale Kontakte. Die Arbeit strukturiert den Alltag und kann sinnstiftend wirken. Das erhöhe die allgemeine Zufriedenheit.

«Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger erwerben außerdem Rentenpunkte und sorgen so für eine finanzielle Absicherung im Alter», sagt Prof. Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) in Ludwigshafen.

Welche Herausforderungen bringt der Wiedereinstieg nach langer Pause?

Laut Jutta Rump hängt das nicht zuletzt von der individuellen Lebenssituation ab - «aber auch davon, wie lange man nicht in der Arbeitswelt aktiv war», so die Professorin. Wer wegen der Betreuung von Kindern oder älteren Angehörigen aus dem Beruf ausgestiegen ist, muss unter Umständen auch künftig familiäre Pflichten und Arbeitszeiten in Einklang bringen – und vor allem dafür sorgen, dass die Familienmitglieder während der eigenen Abwesenheit gut betreut sind.

Und: «Alle, die über viele Jahre hinweg nicht in der Arbeitswelt aktiv waren, sind im Zuge ihrer Rückkehr womöglich mit anderen Organisationsstrukturen und anderen Geschäftsmodellen konfrontiert», so Rump. Sie müssen sich erst umfassend einweisen lassen oder vielleicht sogar eine Fortbildung besuchen.

Betroffene können das Prozedere zum Beispiel mit ihrem früheren Arbeitgeber direkt besprechen. Oder sie wenden sich an die Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) der Bundesagentur für Arbeit. Die Mitarbeiter dort beraten Wiedereinsteigende und Beschäftigte, kennen den lokalen Arbeitsmarkt und können passende Förder- und Weiterbildungsmöglichkeiten empfehlen.

Wie kann man sich auf den Wiedereinstieg bestmöglich vorbereiten?

«Das A & O ist, sich einen Plan zu machen», sagt Rump. Darin hält man fest, was die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse sind und gleicht das mit aktuellen Anforderungsprofilen im erlernten Beruf ab. Sind Weiterbildungen nötig und wenn ja, welche? Habe ich ein passendes Betreuungsangebot für meine Kinder beziehungsweise für pflegebedürftige Angehörige?

«Wichtig ist neben einer guten Planung Ehrlichkeit sich selbst gegenüber», sagt Rump. Beherrscht man bestimmte Fähigkeiten im aktuellen Anforderungsprofil nicht, sollte man sich das nicht als Schwäche auslegen, sondern bereit sein, Neues zu lernen.

«Im nächsten Schritt können Beschäftigte Kontakt mit ihrem früheren Unternehmen aufnehmen und sich dort an die Personalabteilung oder etwa den Betriebsrat wenden», so Rump. Dann sollten sich die Beteiligten an einen Tisch setzen und einen Wiedereingliederungsplan für die betroffene Person erstellen.

Ist eine Rückkehr zum früheren Arbeitgeber keine Option, sollten sich Wiedereinsteigende gründlich informieren. Auf «Berufenet» können sich Interessierte ansehen, welche Alternativberufe es gibt, und im nationalen Onlineportal für berufliche Weiterbildung «mein now», welche Weiterbildungen angeboten werden. Dort finden Interessierte auch den Link zur Jobbörse, um sich das Stellenangebot vor Ort in dem jeweiligen Beruf anzusehen, so Stephan-Park.

Lohnt sich eine Umschulung oder Weiterbildung?

«Eine Weiterbildung lohnt sich, wenn die Wiedereinsteigenden in ihren alten Beruf zurückkehren möchten und ihre Berufstätigkeit noch nicht zu lange zurückliegt», sagt Stephan-Park. 

Eine Umschulung bietet sich ihm zufolge an, wenn eine berufliche Neuorientierung angestrebt wird oder die bisherige Berufstätigkeit schon so lange zurückliegt, dass das vorhandene Berufswissen nicht mehr ausreichend ist, um direkt in den früheren Beruf zurückzukehren.

Was hilft dabei, nicht den Mut zu verlieren?

«Das Berufsleben ist kein Sprint, sondern ein Marathon», sagt Stephan-Park. Gerade die Umstellung der persönlichen Lebenssituation und die teils als Fremdbestimmung wahrgenommenen Verpflichtungen in der Arbeitswelt gegenüber einer oft freieren Zeiteinteilung in der erwerbslosen Zeit empfinden manche in der Anfangszeit als belastend. «Wichtig ist hier, sich selbst und der neuen Lebenssituation Zeit zu geben», so Stephan-Park.

Wenn es mit dem Wiedereinstieg nicht klappt, sollte man sich ehrlich mit den Gründen auseinandersetzen. Fehlt eventuell noch bestimmtes Fachwissen? Hier lohnt es sich, gemeinsam mit der Berufsberatung die aktuelle Situation zu besprechen, um nach einer Lösung zu suchen.

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Auf einem Kalender steht «Bildungsurlaub»
Welche Weiterbildung passt zu mir? Dazu können sich Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger beraten lassen.© Daniel Naupold/dpa
Welche Weiterbildung passt zu mir? Dazu können sich Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger beraten lassen.
© Daniel Naupold/dpa
Zwei Kollegen unterhalten sich
Willkommen zurück: Wer nach längerer Unterbrechung zurück ins Berufsleben startet, sollte sich vorab mit dem Arbeitgeber absprechen.© Zacharie Scheurer/dpa-tmn
Willkommen zurück: Wer nach längerer Unterbrechung zurück ins Berufsleben startet, sollte sich vorab mit dem Arbeitgeber absprechen.
© Zacharie Scheurer/dpa-tmn
Eine Frau klebt Post-its an eine Wand
Der Schritt zurück ins Berufsleben erfordert viel Planung: Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger brauchen ein klares Bild davon, was sie wollen und können. © Daniel Vogl/dpa-tmn
Der Schritt zurück ins Berufsleben erfordert viel Planung: Wiedereinsteigerinnen und Wiedereinsteiger brauchen ein klares Bild davon, was sie wollen und können.
© Daniel Vogl/dpa-tmn

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