Forsa-Umfrage: Politische Stimmung in Dortmund vor der Kommunalwahl 2020

Im Auftrag von Radio 91.2 und den Ruhr Nachrichten hat die Forsa Politik- und Sozialforschung GmbH nach der ersten Umfrage im Mai jetzt eine zweite Untersuchung durchgeführt. Diese soll abbilden, wie sich die Einstellungen und Werte der Dortmunder im Verlauf der Corona-Krise und mit Näherrücken der Kommunalwahl geändert haben.

Symbolbild: Umfrage
© Canva

Im Rahmen der Untersuchung wurden insgesamt 1.005 bei der Kommunalwahl Wahlberechtigte (über 16-Jährige) befragt. Diese wurden nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählt. Die Erhebung wurde vom 24. - 28. August mithilfe computergestützter Telefoninterviews durchgeführt.

Wer wird neue/r Oberbürgermeister/in?

Zwei Wochen vor den Kommunalwahlen weiß die Hälfte der Wahlberechtigten noch immer nicht, wen sie zum neuen Oberbürgermeister oder zur Oberbürgermeisterin wählen soll.

Diejenigen, die sich beteiligen werden oder sogar schon per Brief gewählt haben, wollen mit 36% genau 1% mehr für den SPD-Kandidaten Thomas Westphal stimmen, als noch im Mai. Für CDU-Mann Andreas Hollstein stimmen demnach wieder 31% und die Kandidatin der Grünen, Daniela Schneckenburger, verliert jetzt einen Prozentpunkt und kommt auf 19%.

Von den weiteren Kandidaten kann sich lediglich Utz Kowalewski für die Linke um einen Prozentpunkt auf jetzt 5% verbessern, alle anderen spielen keine Rolle.

Stichwahl wird wahrscheinlich

Bei den Wahlen zum Oberbürgermeister der Stadt Dortmund zeichnet sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine Stichwahl ab. Im ersten Wahlgang dürfte der Umfrage nach keine/r der Favorit/Innen eine absolute Mehrheit erringen. Thomas Westphal käme für die SPD auf jetzt 36%, CDU-Kandidat Andreas Hollstein liegt aktuell bei 31% und die Kandidatin der Grünen, Daniela Schneckenburger sieht forsa bei 19%. Die Kandidatinnen der anderen Parteien und Einzelpersonen liegen weit abgeschlagen im niedrigen einstelligen.

Bekanntheit der OB-Kandidaten ist weiterhin sehr gering

Laut der Forsa-Umfrage haben sich die Bekanntheitsgrade seit der ersten Erhebung im Mai nur leicht verbessert. Vor drei Monaten konnten nur zwischen 11% und 18% sagen, wer Oberbürgermeisterkandidat der SPD, CDU, Grünen oder der Linken ist. Inzwischen nennen aber 30% der Befragten Thomas Westphal als SPD-Kandidaten, 28% kennen die Grüne-Kandidatin Daniela Schneckenburger und 17% wissen, das Andreas Hollstein für die CDU kandidiert. Dabei hat Schneckenburger unter den eigenen Anhängern sogar mit 48% einen höheren Bekanntheitsgrad als Westphal bei der SPD mit 40% oder gar Hollstein, der selbst bei CDU-Anhängern nur von 32% gekannt wird.

Wenig Interesse an Kommunalwahlen

Das Interesse an den Kommunalwahlen ist in Dortmund offenbar nicht sehr groß. In der forsa-Umfrage schätzen 45% der Befragten das Interesse an den Wahlen zum Rat, den Bezirksvertretungen und zum Oberbürgermeister oder zur Oberbürgermeisterin lediglich als nicht so groß ein. 9% halten das Interesse sogar für gering. Nur 42% glauben, dass die Dortmunder Bürger*Innen ein großes Interesse an den Kommunalwahlen haben.

Niedrige Wahlbeteiligung

Die Beteiligung an den Kommunalwahlen dürfte in Dortmund ähnlich niedrig ausfallen, wie bereits vor sechs Jahren. Zwar geben 61% der befragten Wahlberechtigten an, sich an der Wahl beteiligen zu wollen. Tatsächlich sind die Umfragewerte vor einer Wahl immer höher als die tatsächliche Beteiligung am Wahlabend. Deshalb gehen die forsa-Experten davon aus, dass tatsächlich nur knapp die Hälfte aller Wahlberechtigten ihre Stimmen abgeben werden. 2014 lag die Wahlbeteiligung bei lediglich 45%. Überdurchschnittlich hoch ist die Wahlbereitschaft bei älteren Dortmundern, bei Beamten und Selbständigen sowie bei den Anhängern der SPD, den Grünen und der Linke.

Briefwahl-Rekord

Die Briefwahl wird bei den Kommunalwahlen eine nie dagewesene Rolle spielen. Insgesamt wollen sich gut 60% der Wahlberechtigten beteiligten. Davon haben 41% angegeben, dass sie ihre Stimmen zum Rat, den Bezirksvertretungen und für den oder die Oberbürgermeister*In per Brief abgeben wollen. Vor allem ältere Dortmunder wollen per Brief wählen, aber auch eher Wahlberechtigte mit einem höheren Bildungsabschluss.

Politische Kompetenz in Dortmund

Die Dortmunder trauen mehrheitlich keiner der Parteien in der Stadt politische Kompetenz zu. Wie bereits im Mai waren mit 46% die meisten Dortmunder der Meinung, dass keine der zur Wahl stehenden Parteien mit den Problemen in der Stadt fertig werden könne. Ebenfalls wie im Mai ist das Zutrauen in die SPD mit 27% noch am höchsten. Für die CDU votierten 13% und für die Grünen 11%. Lediglich 3% der Befragten sehen Kompetenzen bei anderen Parteien.

Wie auch bei der Umfrage im Mai stellen für die Dortmunder die Verkehrsprobleme und Baustellen in der Stadt das größte Problem dar.

Es folgen die Probleme der derzeitigen Corona-Krise (25 %), die mangelnde Sauberkeit in der Stadt generell und besonders in den Parkanlagen (13 %), die Lage am Arbeitsmarkt, das Ausmaß der Kriminalität in der Stadt, Probleme im Schul- und Bildungsbereich (jeweils 11 %) und der Rechtsextremismus (10 %).

In Bezug auf die Corona-Krise stieg der Anteil der Dortmunder, die finden, dass die Arbeit der Stadtverwaltung in der Corona-Krise nicht gut gelaufen wäre. Die Mehrheit findet mit 55%, dass die Stadtverwaltung in der Corona-Krise alles richtig gemacht habe.

Der Grad der Zufriedenheit mit der Arbeit der Stadtverwaltung in Dortmund hat sich seit Mai kaum geändert. So sind zwei Drittel der Wahlberechtigten mit der Arbeit zufrieden. Etwas mehr als ein Viertel ist weniger bzw. unzufrieden mit der Arbeit der Stadtverwaltung.

Die Befragten, die mit der Arbeit der Stadtverwaltung unzufrieden waren, wurden gefragt, was die Stadtverwaltung hätte besser machen können. Im August finden nur noch 10% (24% im Mai), dass die Verwaltung hätte früher oder andere Regelungen als die bestehenden treffen können. Deutlich mehr als im Mai, 24%, hätten sich mehr Kontrollen zur Einhaltung der Maßnahmen gewünscht.

Politische Stimmung Ende August in Dortmund

Wenn schon Ende August Kommunalwahlen gewesen wären, dann wäre die SPD in Dortmund knapp als Sieger daraus hervorgegangen. Mit 33% hätten die Sozialdemokraten etwas besser abgeschnitten, als noch vor drei Monaten. Im Mai hatte die SPD nach einer forsa-Umfrage noch bei 30% gelegen. YZ mit weiteren Analysen.

Die CDU bleibt in beiden Sonntagsfragen zur Besetzung des Dortmunder Stadtrates bei 28%. Die Grünen verschlechtern sich von 22% im Mai auf 19% im August.

Auch die Linke verliert einen Prozentpunkt und liegt jetzt bei 6%, die AfD fällt von fünf auf 4% und die FDP halbiert ihr Ergebnis auf 2%.

Einzige Gewinner sind die sonstigen Parteien. Sie verdoppeln sich insgesamt von vier auf acht Prozent.

Forsa-Chef Manfred Güllner über die Verlässlichkeit der Forsa-Umfrage.

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