Kriminalpsychologe Christian Lüdke erklärt das Phänomen Gruppengewalt

Am Freitagnachmittag haben mehrere junge Männer mit einer Holzlatte brutal auf einen 72-jährigen Dortmunder eingeschlagen. Wir haben mit Kriminalpsychologe Christian Lüdke gesprochen und ihn gefragt, wie es zu so einer Gewaltausprägung kommen kann.

© Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes

Das Machtgefühl steht im Vordergrund

Das Opfer hatte am Bahnhof Aplerbeck gewartet und gesehen, wie eine Gruppe junger Männer auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig die Glasscheibe einer Fahrplanauskunft einschlug. Als er bereits am Boden lag, zogen ihm die Täter die Geldbörse aus der Hosentasche und flüchteten. Laut Polizeistatistik haben solche Übergriffe abgenommen, aber in der Gewaltausprägung sind sie gefühlt schlimmer geworden.

Was auffällt: es sind oft Gruppen, die auf ein einzelnes wehrloses Opfer einschlagen.

Die Täter fühlen sich innerlich komplett ohnmächtig und durch die Gewaltausübung, egal ob Sachbeschädigung oder Gewalt gegen Menschen, verwandeln sie das Gefühl von Ohnmacht in ein kurzzeitiges Erleben von Allmacht, so der Kriminalpsychologe. Besonders in der Gruppe sind die Hemmschwellen noch geringer, weil die Gruppe dem Einzelnen eine gewisse Form von Anonymität gibt und sie teilweise von ihren eigenen gewalttätigen Handlungen entlasten. Innerhalb einer solchen Gruppe fehlt häufig die Selbststeuerungsfähigkeit, wodurch es zu einer teilweise sehr gefährlichen und negativen Dynamik kommt.

© Radio 91.2

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